Nicht jedem gefällt es, Bücher und Gedichte zu interpretieren und zu analysieren. Anderen fällt es hingegen leicht und hilft beim Verständnis eines Textes. Die Literaturanalyse ist allgemein eine sehr geachtete und gleichzeitig gefürchtete Kunst, denn man muss zwischen den Zeilen lesen und sein Verständnis von Goethe, Shakespeare und Co auch ausdrücken können. In diesem Beitrag gehen wir genauer darauf ein und zeigen, worauf du im Englischen achten musst.
Wozu dient die Literaturanalyse?
Eine literarische Analyse ist nicht nur eine Zusammenfassung eines literarischen Werkes, sondern es ist eine Diskussion über das Werk, was die persönliche Perspektive, eigene Interpretation sowie Beurteilung oder kritische Bewertung ausdrückt. Es ist keine Rezension, in der man angibt, wie einem das Buch gefallen hat und ob man es empfehlen würde.
Die erste Analyse dieser Art begegnet uns bereits in der Schule in der Form der Gedichtsanalyse. Da Gedichte überschaubarer sind als komplette Romane, lässt sich ein solcher Text zum Einstieg besser interpretieren und analysieren. Worauf wird dabei genau geachtet? Besonders das Maß der Verse, verwendete Stilmittel, das Reimschema und natürlich auch der erweiterte Kontext sind wichtig. In welcher Epoche oder Periode wurde das Gedicht verfasst, was geschah in der Zeit und beeinflusste die Sprachwahl? Viele Aspekte spielen bei der Analyse eine Rolle und müssen beachtet werden.
Insgesamt dient die literarische Analyse, sei es für ein Gedicht, Theaterstück oder einen Roman, dazu, das Werk in Einzelteile zu zerlegen und den einzelnen Elementen eine Funktion zuzuschreiben. Darauf folgt noch die Interpretation, um den Inhalten einen Sinn zu geben. Die Liste an englischen Büchern, mit denen du deine Sprachkenntnisse verbesserst, umfasst auch Titel, für die häufig Literaturanalysen verfasst werden und die dir beim Üben helfen können.
So erstellst du eine Analyse im Englischen
Wer sich mit diesem Thema beschäftigt, sollte der deutschen Literaturanalyse bereits mächtig sein und hat die englische Analyse im Blick. Abhängig vom persönlichen Sprachniveau geht man detaillierter vor. Es ist jedoch ein Prozess, den man lernen kann, um mit der Zeit bessere Literaturanalysen zu verfassen. Generell gibt es mehrere Schritte, die man dabei befolgen muss:
1. Fragen stellen: Nachdem du einen Text ein oder mehrmals gelesen hast, solltest du Fragen stellen. Welche Muster sind aufgefallen? Was hat dich besonders beeindruckt oder verwirrt? Sind Widersprüche aufgefallen?
Hierbei ist wichtig, dass es sich nicht um Fragen handelt, die einfach das Geschehene wiedergeben. Vielmehr sollten sie zum Nachdenken anregen, wie zum Beispiel:
What literary device is newspeak in George Orwell’s „1984“?
What does Boxer represent in Animal Farm?
Die Fragen sollten sich auf die zu analysierenden Elemente beziehen. Das sind Handlung, Umgebung, Charaktere, Standpunkt, Bildsprache und Stil.
2. Das Leitmotiv ermitteln. Die Identifizierung der Absicht des Autors dient als Rückgrat deiner Analyse-Arbeit. Beim Lesen fallen dir viele Motive und Themen auf. Du solltest dich aber auf eines fokussieren, das dich am meisten anspricht. Damit definierst du das Leitmotiv des Textes, was nichts anderes als ein abstraktes Konzept ist, das eine Botschaft, Lektion oder Behauptung darstellt.
Ein Beispiel ist „Romeo & Juliet“ von William Shakespeare. Das Leitmotiv dreht sich um verbotene Liebe.
3. Schlüsselelemente analysieren. Nachdem das Thema identifiziert wurde, besteht der nächste Schritt darin, herauszufinden, wie der Autor es darstellt. Welche Hinweise gibt die Handlung und die Umgebung der Charaktere? Welchen Standpunkt vertreten die Protagonisten und wie machen sie das direkt oder indirekt deutlich? Welche Bildsprache und welchen Stil verwendet der Autor, um diese Punkte deutlich zu machen?
Dieser Schritt ist das Herzstück der Analyse, schließlich laufen hier alle Stricke zusammen.
4. Alle Ideen vereinen. Du hast das Thema definiert, die Schlüsselelemente identifiziert und analysiert. Nun musst du alles verbinden. Dazu musst du das Leitmotiv immer im Auge behalten und daran denken, dass jede Elementanalyse darauf ausgerichtet sein sollte, es zu erklären oder zu betonen. Du stellst damit unter Beweis, wie deine These – also das Thema – sich durch die verschiedenen Elemente zieht und dargestellt wird. Das machst du anhand von Beispielen aus dem Text deutlich. Was sagt ein Charakter oder wie verhält er sich, um den Zweck des Autors zu bestätigen?
Die Analyse folgt letztendlich der typischen Struktur: Einleitung, Hauptteil und Schlussfolgerung.
So umgeht man im Englischen die Verwendung hochspezifischer Begriffe
Wer Deutsch als Muttersprache spricht und Englisch lernt, kennt die Schwierigkeit, sich manchmal konkret auszudrücken. Im Deutschen gibt es zusammengesetzte Wörter (compound words), dank denen man mehrere Substantive in ein Wort vereinen kann. Englisch ist nicht so deskriptiv, daher hilft es nur, sich sehr präzise auszudrücken. Gerade bei der Literaturanalyse ist es wichtig, nicht ausschweifend zu werden, sondern zum Punkt zu kommen.
Betrachte die Bedeutung eines Wortes und überlege, ob es nicht ein besseres gibt, um das Gesagte auszudrücken. Schlage im Wörterbuch nach weiteren Beispielen. Indem du weniger allgemeine und dafür spezifische Wörter wählst, drückst du dich präziser aus. Dies ist eine Lektion für sich.
Es wird in Werken der Philosophie besonders deutlich, dass Sätze in ungeahnte Länge gezogen werden können, teilweise auch durch schwammige Wortwahl. Damit lässt man viel Raum für Interpretationen, kann aber auch für Missverständnisse sorgen. Je fortgeschrittener man beim Lernen von Englisch ist, desto schneller kann man mit langen Sätzen umgehen. Neben der Philosophie ist es auch die Wissenschaft, wo man sich fachlich ausdrückt und mitunter schwer zu verstehen ist. Solche Fälle sind in einer Literaturanalyse auch zu beachten und können bei der Beschreibung des Sprachstils eingebracht werden.
Elemente der literarischen Analyse
Um Beweise für dein festgelegtes Leitmotiv eines Werkes zu sammeln, musst du den vorliegenden Text auf verschiedene Elemente überprüfen. Die folgenden Elemente der Geschichte zeigen, was passiert, wo es passiert und wem es passiert.
Plot (Handlung): Alle Ereignisse und Handlungen des Werkes.
Characters (Charaktere): Die Menschen (oder Tiere), die in einem literarischen Werk handeln und auf die reagiert wird. Die Hauptfigur eines Werkes wird Protagonist genannt.
Conflict (Konflikt): Die zentrale Spannung in der Arbeit. In den meisten Fällen will der Protagonist etwas, während Gegenkräfte (Antagonisten) den Protagonisten am Vorankommen hindern.
Setting (Umgebung): Wann und wo handelt das Werk? Zu den Elementen in diesem Bezug gehören Ort, Zeitraum, Tageszeit, Wetter, soziale Stimmung und wirtschaftliche Bedingungen.
Narrator (Erzähler): Die Person, die die Geschichte erzählt. Der Erzähler kann dem Leser direkt vermitteln, was passiert, und so die subjektiven Wahrnehmungen einer oder mehrerer Protagonisten vermitteln. Oder der Erzähler kommentiert und gibt seine eigene Meinung über das Geschehen ab.
Themes (Leitmotive): Die Hauptideen oder Botschaften des Werkes. Üblicherweise sind es abstrakte Ideen über Menschen, die Gesellschaft oder das Leben im Allgemeinen. Ein Werk kann viele Themen haben, die miteinander in Spannung stehen können.
Während die oben genannten Elemente die Geschichte wiedergeben, zeigen die nachfolgenden Elemente, wie der Autor das umsetzt. Wie sprechen die Charaktere, wie ist die Geschichte aufgebaut und wie wird die Sprache insgesamt verwendet?
Structure (Struktur): Wie werden die Teile eines Werkes zusammengesetzt? Folgt die Handlung einer linearen und chronologischen Erzählung, oder wählt der Erzähler eine andere Option? Wie viele Akte gibt es? Die Struktur und Organisation eines Werks kann viel über die Art der Botschaft aussagen, die es vermitteln möchte.
Point of view (Standpunkt): Die Perspektive, aus der eine Geschichte erzählt wird. Wird aus der Ich-Perspektive erzählt oder aus Sicht anderer Protagonisten in der dritten Person? Ist der Erzähler allwissend?
Diction (Wortwahl): Die Wortwahl eines Charakters und des Erzählers kann viel über ihre Einstellung und Persönlichkeit aussagen.
Syntax (Satzbau): Die Wortstellung und der Satzbau sind ein entscheidender Teil, um die narrative Stimme eines Autors zu etablieren. Ernest Hemingway zum Beispiel ist dafür bekannt, in sehr kurzen, einfachen Sätzen zu schreiben.
Tone (Ton): Die Stimmung oder das Gefühl des Textes. Wortwahl und Syntax tragen oft zum Ton eines Werkes bei. Ein Roman, der in kurzen, abgehackten Sätzen geschrieben ist, kann schroff, kalt oder sachlich wirken.
Imagery (Metaphorik): Wird Sprache verwendet, die die Sinne anspricht und Dinge darstellt, die gesehen, gerochen, gehört, geschmeckt oder berührt werden können?
Figurative language (Bildliche Sprache): Die Bildsprache soll nicht wörtlich interpretiert werden. Die gebräuchlichsten Arten sind Metaphern und Gleichnisse, die zwei unterschiedliche Dinge vergleichen, um eine Ähnlichkeit zwischen ihnen zu suggerieren.
Alles unter einen Hut bringen
Betrachte die genannten Schritte und einzelnen Elemente der englischen Literaturanalyse und vereine sie zu einem zusammenhängenden Text. Wie du siehst, nimmt sich der Prozess nicht stark vom Deutschen. Am wichtigsten ist, auf eine präzise Wortwahl zu achten, um deine Thesen unter Beweis zu stellen.
Wie so häufig beim Sprachenlernen macht Übung den Meister. Fange an, Gedichte, Romane oder Theaterstücke auf Englisch zu lesen und zieh dir dann Analysen zurate, die von anderen bereits verfasst wurden. Traue dich anschließend an deine eigene literarische Analyse. Lingvist kann dir dabei helfen, denn bei uns findest du individuell zusammenstellbare Lektionen. Du kannst bequem und flexibel festlegen, was du lernen möchtest. Lade dir die Lingvist-App kostenfrei herunter und probiere es selbst aus.